Von Waldbränden und Erinnerungslücken
Der erste Schultag nach den Herbstferien startete für einige Schülerinnen und Schüler der BGS gleich mit einem literarischen Event: Die Berliner Krimiautorin Zoë Beck las, im Rahmen des Deutschunterrichts der 9er A-Kurse, aus ihrem neuesten Roman und erzählte von ihren Erfahrungen als Schriftstellerin und Synchronregisseurin.
Zum Auftakt der Veranstaltung in der Lernwerkstatt begrüßte Frau Burggraf herzlich die Deutsch-Schülerinnen und Schüler sowie die Autorin zu dieser außergewöhnlichen Veranstaltung. Ihr als Schulleiterin sei es extrem wichtig, dass der Schülerschaft immer mal wieder ein Blick über den Tellerrand ermöglicht werde – um zu erfahren, wie es in der Welt da draußen aussieht.
Im Anschluss richtete Frau Dr. Heiland, die zusammen mit Frau Bogenhardt die beiden A-Kurse unterrichtet, noch einmal das Wort an die Schülerschaft, bevor die Lesung startete. Denn nicht jeder wolle später unbedingt Schriftsteller werden, das sei absolut klar. Aber die meisten der anwesenden Schülerinnen und Schüler interessierten sich für Literatur, manche übten sich sogar im Schreiben eigener Geschichten. Solche Interessen und Talente wolle man mit Veranstaltungen wie dieser unbedingt fördern.
Gleich zu Beginn ihrer anschließenden Lesung monierte die Autorin die frühe Stunde, die sie schon als Teenagerin gehasst habe, und plädierte für einen späteren Unterrichtsbeginn an den Schulen – womit sie gleich die ersten Sympathiepunkte bei den Schülerinnen und Schülern hatte.
Der gerade druckfrisch erschienene Thriller ‚Memoria‘, aus dem Zoë Beck dann las, war offensichtlich ganz nach dem Geschmack der Neuntklässler:innen. So viel Aufmerksamkeit und Ruhe wünschten sich die beiden Deutschlehrerinnen insgeheim in jeder ihrer Stunden. Doch das besondere Interesse der Zuhörerschaft galt einer Szene, in der die Protagonistin ‚Harriet‘ einen Jungen brutal zusammenschlägt. Dies, so Beck, liege an der Faszination, die von Gewalt und Gewaltdarstellungen ausgehe – einem wichtigen Merkmal vieler Kriminalromane oder Thriller.
Der Thriller dreht sich, wie der Titel schon verrät, um das Thema ‚Erinnerung‘ und handelt von einer jungen Frau, die u.a. in Gießen mit einer ihr unbekannten Vergangenheit konfrontiert wird und nicht mehr weiß, worauf sie sich noch verlassen kann. Gleichzeitig widmet sich die Autorin darin aber auch dem Thema ‚Klimawandel‘, indem sie die Geschichte in eine nahe Zukunft verlegt, in der Waldbrände nahezu an der Tagesordnung stehen.
Nach einer kurzen Erfrischungspause ging es danach vor allem um Hintergrundinfos zu ihrer Person und ihrem Beruf. „Wieviel verdient man als Schriftstellerin?“, „Wie oft wurde Ihr Bestseller verkauft?“ waren nur manche der Fragen, die die Kulturschaffende den Schülerinnen und Schülern gerne beantwortete. Diese waren verblüfft zu hören, dass nur wenige Autoren es schaffen, von der Schriftstellerei zu leben, ohne einen Zweitjob zu haben, oder dass der Verlag immer das letzte Wort hat – ob beim Cover oder dem Klappentext, für die in der Regel der Autor/die Autorin gar nicht verantwortlich ist. So wurden die Neuntklässler:innen an diesem Vormittag auf eine (Erinnerungs-)Reise sowohl in die Vergangenheit als auch Zukunft mitgenommen und gewannen zugleich Einblicke in die verschiedenen Berufe rund um das Thema ‚Buch‘. – Dr. Satu Heiland