Was war denn da los? Einige Feuerwehrfahrzeuge hatten auf dem Gelände der Brüder-Grimm-Schule in Kleinlinden Aufstellung genommen – doch es gab keinen Grund zur Sorge. Sie waren nicht unterwegs, um zu Löschen oder Menschen zu retten, sondern ihre Präsenz gehörte zum Projekttag der Schule. Der sollte zur Brandschutzerziehung, zur Vorstellung der Jugendfeuerwehr Gießen und zur Mitgliederwerbung für die Nachwuchsabteilungen in der Stadt und den Stadtteilen dienen.
»Wie geht das mit dem Ding?«, fragte ein Junge am roten Schrottauto, das auf einem Anhänger stand. »Ping« machte es, die Scheibe zersprang und Philipp Greilich von der Feuerwehr Kleinlinden erläuterte die Funktionsweise des unscheinbaren Hilfsmittels, das bei Autounfällen mit eingeklemmten Personen eingesetzt wird. Es schlägt ein Loch in die Scheibe, die daraufhin zerspringt und den Einsatzkräften den Weg frei macht. Schwerstarbeit musste Stefan Heinemann leisten, 20 Kilo wiegen Spreizer und Schere, die er in Stellung brachte und dem kleinen Peugeot aufs Blechkleid rückte. Es knackte und knirschte, dann konnte der ehrenamtliche Feuerwehrmann aus Lützellinden das hintere Seitenteil aufbiegen und mögliche eingeschlossene Insassen retten.
Schweres Gerät
Sechs Schulstunden verbrachten die Schülerinnen und Schüler beim Projekttag an fünf Stationen, pro Station waren es jeweils 18 bis 25 Jungen und Mädchen. »Brandschutz in der Schule« war die erste Station beschrieben. Dabei begingen die Fünftklässler das Schulgebäude der Grundschule und untersuchten Brandschutztüren, Rauchwarnmelder, Wandhydranten, Rauchabzüge oder Feuerlöscher. Dabei wurden von den ehrenamtlichen Feuerwehrleuten auch die Funktionsweise, die Handhabe und auch mögliche Fehler erläutert. Mit Hilfe mehrerer Kopien von Laufkarten wurden unter Anleitung der Stationsbetreuer – Martin Hoffmann und einem Kameraden – zwei Rauchwarnmelder ausfindig gemacht.
Vernebelt war ein Klassenraum, dort konnten die Kinder nach Gegenständen suchen und erfuhren die Funktionsweise der Wärmebildkamera. Jonathan Lenz und ein Kamerad der Freiwilligen Feuerwehr Gießen-Kleinlinden übernahmen die Erläuterungen. An der Station »Atemschutz« ging es um die Funktion eines Atemschutzgerätes, des Lungenautomaten an der Maske, der persönlichen Schutzausrüstung und weiterer Ausrüstungsgegenstände wie beispielsweise einer Wärmebildkamera.
Bei der Station »Erste Hilfe – Notruf« wurden die Teilnehmenden in die Grundlagen der Erstversorgung eingewiesen. Und es gab eine Unterrichtung über die Inhalte eines Notrufes, den sie mittels des Notruftelefons der Brandschutzerziehung absetzten. Jochen Sauer und Manuel Grasmäher von den Kleinlindener Blauröcken fragten auch nach dem Verhalten bei Nasenbluten – und die Kleinen wussten Bescheid.
Bei herrlichem Sonnenschein erlebten die Jungen und Mädchen bei »Brennen und Löschen« auf dem Rasen spektakuläre Vorführungen und durften auch selbst mal anpacken. Die Zuschauenden aus den Fenstern der Schule und auf dem Rasen zählten die Zeit mit, bei »sechs«, zerbarst die erhitzte Spraydose. Eine mächtige Feuerwalze erhob sich, als Paul Wagner aus einiger Entfernung Wasser in das brennende Fett im Topf auf dem »Herd« laufen ließ. »Ich lass das keine fünf Minuten stehen«, meinte zuvor ein Mädchen zum Umgang mit Töpfen auf dem Herd. Ein Liter Wasser entwickelt 1600 Liter Wasserdampf, über diese Zahl staunten die umstehenden Kids. Gefüllte Schläuche auf dem trockenen Rasen waren eine Vorsichtsmaßnahme, falls es doch zur Entzündung kommen sollte und Löschen sofort möglich war. Mit dem Feuerlöscher durften die Kinder selbst die Flammen bekämpfen. Paul Krombach von den Allendorfer Einsatzkräften gab ihnen entsprechende Tipps.
Am Ende des Projekttages erhielten die teilnehmenden Schülerinnen und Schüler Informationsmaterial zur Jugendfeuerwehr Gießen. Einen Erfolg danach konnte die Kleinlindener Wehr verbuchen, zur Übung kamen zwei neue Mitglieder, die Geschmack an der Arbeit der Nachwuchsabteilung fanden, wie Wehrführer Martin Hoffmann berichtete. Verantwortlich für den Projekttag waren Jonathan Lenz (Feuerwehr Kleinlinden) und von der Brüder-Grimm-Schule der Brandschutzbeauftragte Norman Speier.