
Wer ist die beste Vorleserin oder der beste Vorleser der Stadt und des Landkreises Gießen? Das herauszufinden galt es am Freitagnachmittag an der Clemens-Brentano-Europaschule in Lollar. Denn in der Mediothek der Schule fand der kreisweite Regionalentscheid des 61. bundesweiten Vorlesewettbewerb statt. Schatzsucher, Pharaonengräber, Schüler, Mutproben, Katzenköniginnen und ein Känguru tummelten sich in den in den Vorlesetexten, die sich die Schüler selbst ausgesucht hatten. Alle 19 Teilnehmer (eigentlich 20, aber ein Teilnehmer hatte bereits im Vorfeld abgesagt) besuchen derzeit die sechste Klasse und konnten zuvor den jeweiligen Wettbewerb in ihren Schulen gewinnen, die Konkurrenz war also groß. Der Wettbewerb gliedert sich dabei in zwei Runden: In der ersten mussten die Schüler drei Minuten lang aus einem selbst ausgewählten Buch vorlesen – meist natürlich aus dem derzeitigen Lieblingsbuch. Die zweite Runde gestaltete sich dann deutlich schwerer: Eine Minute lang aus einem fremden Text vorlesen ist dann noch einmal etwas ganz anderes und bei einigen Teilnehmern kam der Lesefluss dann auch deutlich zum stocken.

So hatte die Jury, bestehend aus Janine Clemens (Literarische Zentrum Gießen), Eva Salzmann, Ralph Kohlheyer (Rickersche Universitätsbuchhandlung) und Prof. Dr. Otfrid Ehrismann auch allerhand Mühe, die Vorlesequalitäten zu bewerten: »Die Entscheidung war denkbar schwierig«, erklärte Ralph Kohlheyer nach der abschließenden Wertungsrunde. »Es gibt keinen Teilnehmer, der von allen vier Juroren gleichermaßen gut bewertet wurden – wenn drei eine gute Note gegeben haben, hat einer eine schlechtere verteilt«.

Doch schließlich standen die beiden Sieger des Regionalentscheids fest: Für den Kreis Gießen konnte sich die elfjährige Julia Friedrichs durchsetzen. Sie besucht die Dietrich-Bonhoeffer-Schule in Lich und las aus dem Jugendbuch »Wild und Wunderbar – Zwei Freundinnen gegen den Rest der Welt« von Ilona Einwohlt vor. Wie nicht weniger zu erwarten ist das eines ihrer Lieblingsbücher: »Ich finde die Freundschaftsgeschichte einfach so schön«, erklärt die Elfjährige. Und in der Stadt Gießen siegte Oscar Seidel der derzeit die Brüder-Grimm-Schule in Kleinlinden besucht. Er wählte als Vorlesetext eine Passage aus den »Känguru Chroniken« von Marc-Uwe Kling. Eine ungewöhnliche Wahl für einen Elfjährigen, was man auch deutlich am Lachen im Publikum bemerken konnte. »Ich mag das Känguru einfach so gerne und das Buch ist einfach witzig«, erklärt er übers eine Wahl. Beide Sieger werden nun auch an der nächsten Runde im bundesweiten Wettbewerb teilnehmen: Die steht im Zeitraum von März bis April an – ein genauer Termin steht aber noch nicht fest. Dann müssen sie sich mit der Konkurrenz aus dem gesamten Regierungsbezirk Gießen messen.
Im Mai wird dann der Landesentscheid folgen, das Finale läuft dann vom 22. bis 24. Juni in Berlin.
Bericht und Bilder: Constantin Hoppe , GAZ